Freitag, 21. September 2018

Vor dem Heimflug noch ein kleiner "Anflug" von Seidenstraße


Die Seidenstraße umfasst eine Vielzahl an Bauprojekten zu Land sowie eine Schifffahrtsstraße zur See, die wie ein Gürtel die Erd- und Wassermassen Eurasiens verbinden sollen. 2013 erstmals vorgestellt, ist die Seidenstraße das größte Infrastrukturprogramm aller Zeiten – und Chinas geostrategischer Masterplan, mit dem es die Weltwirtschaft neu ordnen will. 1000 Milliarden Dollar sollen nach dem Willen Pekings in neue Eisenbahnstrecken, Pipelines, Kraftwerke, Straßen und Häfen fließen – ein Netzwerk von Java bis Kasachstan, von Dschibuti bis Duisburg
Nach dem Frühstück ging es heute erneut per Bus (wieder in heavy traffic, aber bei herrlichem Wetter) vor die Tore von Chengdu zur Railway Port Zone, einem Knotenpunkt der Seidenstrasse, von wo aus der Gütertransport per Bahn sowohl in Richtung Europa als auch Süden in Länder wie Vietnam, Thailand, Laos stattfindet.

Vor dieser riesigen Karte bekamen wir dann die drei Hauptrouten erklärt - die wichtigste in rot, die über Lodz in Polen u.a. nach Nürnberg führt und weitergeführt werden soll. Der Fehmarnbelttunnel war auf der Karte noch nicht verzeichnet, wie wir feststellen mussten.


Nach einer Vogelperspektive auf das Verladeterminal (Video weiter unten) ging es weiter zur Firma China Logistics Ltd., mit denen die Spedition Kruse aus Brunsbüttel eine Partnerschaft anstrebt. Die Besichtigung einer mit Schnaps gefüllten Lagerhalle und eines sich im Aufbau befindlichen Hochregallagers erbrachte die erfreuliche Erkenntnis, dass es durchaus noch Bereiche gibt, in denen die Chinesen die Nase noch nicht vorne haben.

Minister Buchholz (vorn) mit seinen Gastgebern und dem  Itzehoer Logistik-Unternehmer Carsten Tiedtje (im Rollstuhl) bei ihrem Rundgang über das Gelände

Bei der anschließenden Zusammenkunft mit der Geschäftsleitung ging es auch um das Thema Supply Chain Management, in dem das Neumünsteraner Unternehmen inotec erfolgreich unterwegs ist.

Dr. Ulf Sparka vom Neumünsteraner Unternehmen "innotec" sagte zu den geplanten China-Aktivitäten seiner Firma (Audio starten - "im Browser anhören")


Im Gespräch mit Buchholz, von links: Carsten Tietje (CLC China Logistic Center GmbH), Peter Steinmeyer (F.A. Kruse jun. Unternehmensgruppe), Dr. Ulf Sparka (inotec Barcode Security GmbH, Gao Qiang (China Logistics)

Im Anschluss gab es ein köstliches Mittagessen, das erste echte aus der regionalen Küche der Szechuan-Region und der Minister fand Zeit für seine „Meldung der Woche“ 

Dann ging es zurück nach Chengdu, wo ein Unternehmensbesuch bei einem „Startup“ aus dem Bereich LED-Beleuchtung auf dem Programm stand. Sehr interessante multifunktionale Straßenlaternen mit 5G-Antennen, Lademöglichkeit für E-Autos, Wetterdaten-Messstation etc. wurden uns dort präsentiert (eine Überwachungskamera war natürlich auch dabei - gehört bestimmt zur Standardkonfiguration). Das erwies sich aber als „state-owned“ - 38 Prozent der Anteile werden gehalten von einem staatlichen Investmentfonds, der in alle möglichen Energieunternehmen investiert ist. Ein Vertreter dieses Fonds saß dem Minister dann zum Gespräch gegenüber, womit wir nicht gerechnet hatten. Nicht ungeschickt, die Strategie. Eine Einladung zum Invest in Energieinfrastrukturen in Schleswig-Holstein hat der Minister aber nicht ausgesprochen.

Seine Gesamteindrücke vom heutigen langen Tag fasste der Minister so zusammen (Video abspielen)



Auch die Chefin der egeb Brunsbüttel, Martina Hummel-Manzau, zeigte sich nach dem Besuch schwer beeindruckt:

Noch eine weitere Erkenntnis dieses Tages: alle chinesischen Unternehmens-Promo-Videos sind unterlegt mit der gleichen, pompös-kitschigen Denver-Clan-Musik.

Weiter ging’s ins sehr schöne Shangri La-Hotel, wo der Minister - wiederum in Begleitung des neuen Generalkonsuls - mit Chen Fang einen hohen Parteivertreter der Provinz Szechuan zum Gespräch traf. Der Empfang war sehr freundlich, Herr Fang wurde begleitet von einer hochrangigen, übrigens vollständig weiblichen Delegation, inhaltlich gab es aber keinen berichtenswerten Unterschied zu den vorherigen Treffen mit Regierungsoffiziellen

Treffen und Gedankenaustausch mit Cheng Fang, Vizedirektor des ständigen Ausschusses der kommunistischen Partei China auf der Sichuan
Ende des offiziellen Programmes war das Abschlussessen mit der gesamten Delegation in die berühmte Jinli-Straße, die „Altstadt“ des Wohou-Districts. Etwas Nervosität breitete sich aus, ob der geplante Rückflug nach Deutschland dem in Europa tobenden Sturm zum Opfer fällt.

Martina Mummel-Manzau mit dem Minister und Peter Steinmeyer von der Brunsbüttler Spedition Kruse jun.

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